Melli's Geschichte

Es war der 12.Juni 1993. Ich war total verliebt -ich glaubte es zumindest- als ich abends bei meinem Freund vorbeischaute. Ich hatte mir sein Auto für einen Ausflug in einen Freizeitpark geliehen und wollte es nun zurückbringen. Er verhielt sich etwas merkwürdig und erklärte mir ein paar Minuten später dann auch, dass er die Beziehung beenden wolle. Bautz, das war ein Riesenschock für mich. Zum Abschied bekam ich noch die Zeitschrift "Privat". 
Ich könne mir ja einen neuen suchen. Als ein wenig Zeit verstrichen war, blätterte ich  in dieser Zeitschrift und entschloss mich erstmal, auf ein Brieffreundschaftsgesuch zu antworten. Gesagt getan, der Schreiberling hiess Wolfgang und wir schrieben ellenlange Briefe. Irgendwann -ich bin mir nicht mehr sicher, ob er mich ermutigte- ritt mich der Teufel und ich füllte den Coupon aus, der in der Privat eingeheftet war. Da es für Frauen kostenlos ist, ein Inserat aufzugeben, dachte ich mir, es könne nichts schaden. Also schnell den Coupon in einen Umschlag und ab in den nächsten gelben Kasten, ehe ich es mir anders überlege. 
Als der Brief dann unwiederbringlich tief im Kasten lag, beschlichen mich doch erste Zweifel, ob das wohl eine so gute Idee war. Ein paar Tage später fuhr ich in den Urlaub und vergass die ganze Geschichte schnell wieder. Doch ein paar Wochen später traf der erste dicke Umschlag bei mir ein- die ersten Antworten von insgesamt 60! Mein Brieffreund Wolfgang war gerade bei mir und wir sahen die Antworten zusammen durch. Ich war von keinem so recht begeistert. 
Doch er hielt mir einen unter die Nase und meinte, dem müsse ich unbedingt antworten. Nunja, er war mit PC geschrieben und sah aus, als wäre er  auf die allgemeine Masse abgestimmt und immer nur mit einer neuen Anrede versehen worden. Also ein Massenschreiberling, der vermutlich 100 solcher Briefe verschickt hatte. Und das noch recht unpersönlich gedruckt. Ich mochte lieber die, die sich die Mühe gemacht hatten, mit der Hand zu schreiben. Aber Wolfgang liess nicht locker und so schrieb ich eine kurze Antwort. Daraus entstand ein reger Briefwechsel- er schien doch nicht so übel zu sein. Aber überzeugt war ich noch lange nicht. Er teilte mir seine Telefonnummer  mit und schlug direkt ein Treffen vor- nicht so eilig junger Mann.......
Irgendwann wurde ich neugierig und wollte seine Stimme hören, mehr aber nicht. Er hatte mir erzählt, dass immer ein Anrufbeantworter am Netz sei. Also wählte ich die Nummer und wartete gespannt.Aber -oh Schreck- ich hatte ihn selber dran. Klar, es war Sonntag , 22 Uhr, damit hätte ich rechnen müssen. Todesmutig wie ich war, erklärte ich ihm, wer dran ist. Daraus wurde ein Gespräch von 3 Stunden. 
Montag und Dienstag telefonierten wir wieder sehr lange und vereinbarten ein Treffen für Samstag. Ich war nun aber so neugierig geworden, dass ich ihn gleich am Mittwoch besuchte -es war der 15.9.93- und mich Hals über Kopf in ihn verliebte.
Das Treffen am Samstag sollte um 15 Uhr stattfinden. Ich war ziemlich nervös, da ich nicht wusste, ob bei ihm auch der Blitz eingeschlagen hatte. Als er um 15:30 noch immer nicht da war, hatte ich schon fast alle Hoffnung verloren. Doch ein paar Minuten später tauchte er auf -es gab Stau-. Noch in dieser Nacht wurden wir ein Paar. 
Das ist jetzt fast sechseinhalb Jahre her und ich liebe ihn noch immer. Wir haben am 22.02.2000 geheiratet. Mein Dank geht an den Ex, der mir die "Privat" gab und an Wolfgang, der so beharrlich auf dieser Zuschrift bestanden hat. Zu beiden habe ich leider keinen Kontakt mehr, um ihnen persönlich zu danken....aber wer weiss, wer das hier zu lesen kriegt.

Melli


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